Die
Flieger hatten bei jeder Runde eine Strecke von 101
Kilometern zurückzulegen. Der Kurs führte vom
Flugplatz Berlin-Johannistal über Lindenberg im
Nordosten Berlins, von dort aus südwärts nach
Spandau, nach Potsdam und dann in östlicher Richtung
über das Flugfeld Teltow wieder nach
Berlin-Johannistal zurück. Der Rundkurs musste am 31. August
einmal und am 1. September zweimal zurückgelegt
werden. Schon
am ersten Tag strömten die Berliner gleich nach dem
Mittagessen zu Zehntausenden nach Berlin-Johannistal
hinaus. Die Stehplätze wie die Tribünenplätze am
Flugplatz waren bald voll besetzt. Dabei ist das
Wetter nicht einmal sehr einladend: Es ist regnerisch
und der Wind ist böig. Dennoch machten sich die
Piloten startfertig und flogen zunächst einige
Proberunden. Von 16 gemeldeten Fliegern starten elf.
Es sind Krüger, Baierlein, Caspar, Hirth, R. Schmidt,
A. Hartmann, Faller, Stiploscheck, Krieger, Boutard
und Mohns. Bei
böigem Wind und leichtem Regen startete als ester
Boutard auf einer Melli-Beese-Taube. Ihm folgten
Caspar auf einem Rumpler-Eindecker und Krieger auf
einem Harlan-Eindecker und dann in kurzen Abständen
die anderen.Boutard landetmit gebrochenem Propeller
und Steuerhebel kurz vor Lindberg. Hirth, der beim
Abflug vom Publikum jubelnd begrüßt worden war, muss
wegen eines Motorschadens bei Machnow in den
Rieselfeldern notlanden, nachdem er Lindenberg
passiert hatte. Nur
drei der elf gestarten Flieger bewältigen den
Rundkurs am Sonnabend: Leutnant a. D. Ernst Krüger,
gebürtiger Berliner, auf Harlan-Eindecker in 1 Stunde
und 21 Minuten, Anton Baierlein aus München, der erst
am 7. Mai 1912 den Flugzeugführerschein
gemacht hatte, auf Ago-Doppeldecker sowie Carl Caspar
auf Rumpler-Taube. Am 1. September erlebt das Publikum das aufregende Ereignis eines zweimaligen Starts und einer zweimaligen Landung. Selten ist der Flugplatz Berlin- Johannistal so gut besucht gewesen. »Eitel Sonne, Tausende von Zuschauern und ein Sport von überragender Güte«, so schilderte eine Tageszeitung diesen zweiten Tag des Wettfluges »Rund um Berlin«. Gestartet wird am Nachmittag um 15.30 Uhr. Acht Piloten sind noch im Wettbewerb, auch Hirth, der in den frühen Morgenstunden die am Sonnabend unterbrochene Runde vollendet hat. Hirth startet als dritter nach Krüger und Baierlein, und er ist seinen Mitbewerbern an Schnelligkeit deutlich überlegen. Mit der Rumpler-Renntaube durchfegt er den Rundkurs in 52 Minuten, benötigt beim zweiten Mal sogar nur 51 Minuten. Er ist wieder der Held des Tages, doch reicht es im Gesamtergebnis für ihn nur zum 4. Platz. Den Wettbewerb »Rund um Berlin« gewann Ernst Krüger (Harlan-Eindecker, Flugpreis: 26 836 Mark) vor Anton Baierlein (Otto-Zweidecker, Flugpreis 18 810 Mark) und Karl Caspar (Rumpler-Taube, Flugpreis: 8 613 Mark). Bernd
Stasche |